Nicht kritisieren
Im Fußball scheint diese Grundregel nicht zu gelten. "Den muss man doch reintun", empört sich der engagierte Vater, als sein Sohn das leere Tor verfehlt. Und auch mancher Trainer zeigt wenig Geduld und Verständnis, wenn eine Übung nicht gleich klappt. "Konzentriert euch doch mal!"
Kinder verstehen Erwachsene wörtlich. Sie glauben, vor den Augen ihrer Bezugsperson versagt, sie enttäuscht zu haben. Zweifel verunsichern und bald wird aus dem ursprünglich voll Enthusiasmus und Tatendrang das Clubtrikot überstreifenden Nachwuchskicker ein zögerlicher, eingeschüchterter, ängstlicher Spieler - eifrig nur noch darauf bedacht, die Wünsche und Erwartungen des Trainers, des Vaters, der Mutter zu erfüllen. Selbständigkeit wird unterdrückt, Einfallsreichtum verkümmert.
Eltern und Trainer wollen das Beste für ihre Söhne. Möglichst hoch hinaus. Vom Profikicker träumen die Eltern, mancher Trainer und Betreuer von jungen Talenten als Garant für die eigene erfolgreiche Mannschaft. Vielen jedoch ist gar nicht bewusst, dass frühzeitige Spezialisierung, erwachsenenhaftes Training, taktische Zwänge und mangelnde Geduld die mögliche Leistungsspitze spürbar begrenzen und die Entwicklung zur eigenständigen (Spieler-)Persönlichkeit auf zahlreichen Gebieten beeinflussen. Wir rufen nach Spielmachern. Aber wir geben ihnen keine Chance, sich zu entwickeln.
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